Interview mit den BLOODYBLACKREDRABBITS
Oktober 2010

In vielen Eurer Songtexte schwingt Aggression mit, bei Euren Objekten dominieren scharfkantige Klingen. Welche Bedeutung hat Gewalt für die BBRR?

Brown: Zentrale Motive in unseren Botschaften sind Manipulation und Kontrolle. Physische Gewalt ist ganz einfach der direkteste Weg. Viel wichtiger als die reine Gewalt erachten wir jedoch die Drohung damit. Es geht letzendlich immer um die Beeinflussung von Gedanken und Meinungen.
Black: Ein Teil unserer Objekte ist jedoch auch explizit weich, ein Teil unserer Texte bewusst sentimental. An dieser Stelle möchten wir die Breite einer Volkspartei erreichen.

Apropos Partei. Wie politisch ist Euer Engagement?

Grey: Die Massen werden bereits umfassend gesteuert, sei es durch Medien, Politik, Religiöse Führer oder Wirtschaftsunternehmen. Unsere Bewegung „Zweites Deutsches Österreich“, kurz ZDÖ, hat bereits begonnen, die Kontrolle zu übernehmen.

Was wollt Ihr mit Eurer Kontrolle erreichen? Wen wollt Ihr manipulieren?

Black: Wir wollen eine Monokultur auf der Basis von Hasen als dominierende Lebensform. Dabei sprechen wir sämtliche Lebewesen an, die in der Lage sind, unsere Botschaften zu empfangen.

Zum Beispiel?

Red: Im Moment statuieren wir ein Beispiel an Bäumen. Desweiteren möchten wir eine Strafsteuer auf sämtliche ungenehmigten Befruchtungshandlungen erheben. Wir denken, dass wir damit unsere diktatorische Oligarchie ausreichend finanzieren können.
Brown: Wir sehen uns dabei in bester Tradition mit Autokraten aus aller Welt verbunden. Wir wären zum Beispiel jederzeit bereit, das Regime in Nordkorea zu übernehmen. Völker mit einer gewisse Vorbildung, was Repressalien angeht, würden sich am Fußende des ZDÖ sofort zuhause fühlen. Deutschland hat hier ja ohnehin einen Ruf zu verteidigen.

Warum Hasen?

Grey: In unseren Statuten lehnen wir es ab, Gründe zu nennen. Der Sinn ergibt sich von selbst im Auge des Betrachters und so soll das auch bleiben.

 

Interview mit den BLOODYBLACKREDRABBITS
Dezember 2010

Habt Ihr Lust an der Provokation?

Grey: Wenn heute ein Rapper für die Legalisierung von Haschisch rappt, ist das kein Skandal mehr. Die wunden Punkte einer Gesellschaft liegen immer jenseits der political correctness. Wir wollen an den wahren Tabus rühren: Rassismus, Kinderpornographie, Gewalt, Nationalsozialismus, Religion.

Sollten das nicht Tabus bleiben?

Black: Wir verharmlosen das ja nicht im geringsten. Wichtig ist für uns, die Schmerzgrenze der Satire wieder ein wenig verschieben. Wir wollen dass die Menschen diese Themen nicht mehr ausblenden.

Kinderpornographie ist nicht lustig.

Grey: Daher taugt sie wunderbar, um politisches oder kommerzielles Kapital daraus zu schlagen. Kinderliebe wird instrumentalisiert, ob für Werbezwecke – „für meine Kinder nur das Beste“ – oder wenn Politiker sich mit Ihrem medienwirksamen Einsatz gegen Kinderpornos profilieren.
Brown: Die meisten Bürger denken doch: da kümmert sich schon irgendjemand anders drum. Und dann spielen sie lieber noch eine Runde Playstation. Oder sie beten für eine bessere Welt.

Dann müsst Ihr ja eigentlich Politiker schätzen, die übernehmen schließlich gesellschaftliche Verantwortung. Ist das so?

Red: Na klar. Wir haben schon einen kleinen Altar gebaut. Die Politiker werden die ersten sein, die wir dem Mammon opfern. Das haben die sich ehrlich verdient.
Black: Kinderschänder dagegen kastrieren wir einfach, das lässt sich unter unserer totalitären Herrschaft leicht und unkompliziert durchsetzen.

 

Interview mit den BLOODYBLACKREDRABBITS
Juli 2015

Wieso seid Ihr plötzlich NAZIS?

Grey: Wir sind NEON NAZIS. Die anderen Nazis sind uns zu schwach und zu farblos.
Black: Der Faschismus an sich ist ein bewährtes Konzept: Zusammenhalt, Ausgrenzung, klare Feindbilder. Jedoch wollen wir den wahren Faschismus, nicht diese Pseudodiktatur.

Welche Diktatur?

Black: zur Zeit herrscht der MAMMON, wir leben in einer Plutokratie.
Brown: Die Politik sorgt für die Bereicherung von wenigen. Diese Elite unterdrückt die armen Massen auf die Welt.

Ist das nicht eher eine linke Ansicht?

Grey: das verbindet uns mit den anderen Extremisten: die Verwunderung darüber, dass die Gesellschaft zwar jammert, aber das „alternativlos“-Spiel mitspielt.
Red: Wir sind jedoch nicht links oder rechts, wir sind radikal zentral. Wir setzen direkt an der Mitte der Gesellschaft an, bei den Alltagsnazis. Was PEGIDA macht, machen wir schon lange.

Was genau?

Brown: Die Todesstrafe fordern. Den Grexit. Waxing.
Red: (seufzt) Erst die Haarlosigkeit unterscheidet uns vom Tier.
Brown: Und wir brauchen einen neuen Führer, einen Messias, einen Guttenberg.

Und wer soll das sein?
Red: es ist Anton Müller-Molch. Er starb und ist wieder auferstanden.
Black: ein Superstar. Wie Harald Juhnke, damals.

Und was genau wird dieser Anton Müller-Molch tun?

Black: er hat es schon getan, er hat das REICH erschaffen. Das ZWEITE DEUTSCHE ÖSTERREICH SLAWISCHER NATION. Und wir werden nicht ruhen bis die ganze Welt Teil des ZDÖ ist.
Grey: Außer Griechenland.

Red: Und darüber hinaus ist Anton Müller-Molch der erste Vorsitzende der DEUTSCHEN ERSTEN INTERPLANETAREN MACHT ÖSTERREICHS.
Grey: DEIMÖ
Black: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch DU Teil dieses REICHES bist.

Was ist Euer Ziel?

Grey: Wir wollen eine Gesellschaft, die von Hasen regiert wird.

Ihr wollt selbst die Herrschaft übernehmen?

Grey: Wir füllen nur ein Vakuum. Menschen nutzen Ihre Gestaltungspielräume falsch. Hasen tun das nicht.
Black: Wir streben eine erweiterte Form der Anarchie an. Die Oligarchie der Bloodyblackredrabbits garantiert dabei nur, dass es keinen Rückfall gibt.

Und wie soll der Übergang stattfinden? Plant Ihr eine Revolution?

Brown: Das müssen wir gar nicht. Ein Großteil der Menscheit ist bereits arm und voller Sorgen. Das Streben nach Veränderung ist in diesen Menschen bereits vorhanden. Dagegen steht eine saturierte Oberschicht, die eine Art Status Quo beibehalten will. Dazu werden ungeheure Mittel eingesetzt: Gewalt, Medien, wirtschaftlicher Druck.
Red: Diese Menschen würden eine klassische Revolution nicht überleben. Sie haben daher einfach Angst und verhalten sich so dumm und unsozial.
Grey: Wir bieten dagegen einen Ausweg für alle Seiten. Wir übernehmen die Kontrolle und damit auch die Verantwortung.

Das heißt, Ihr versprecht den Weltfrieden, wenn man Euch die Macht übergibt?
Black: Richtig. Und wer sich dagegen auflehnt, wird erschossen. Oder aufgeschlitzt.
Red: Wir entwickeln auch gerade eine Kreuzigungsmaschine.

Ihr seid also keine gewaltfreie Bewegung?

Grey: Unsere Anhänger sind zwangsweise gewaltfrei, das Gewaltmonopol liegt ja bei uns.

Seid Ihr Verfassungsfeinde?
Red: wir sind in hervorragender Verfassung.

In euren Texten seid Ihr oft sehr diskriminierend. Warum?

Grey: Wir können alternative Gruppierungen nicht leiden. Dazu gehören politische Strömungen, Nationalstaaten und Glaubensgemeinschaften ebenso wie ethnische Gruppierungen.

Das heißt Ihr diskriminiert Juden und Moslems, weil sie eine Glaubensgemeinschaft bilden?

Brown: So ist es. aber wir diskriminieren genauso Katholiken, Protestanten, Vegetarier, Homosexuelle, Reiche, Polen und Faschisten.

Faschisten? Ehrlich gesagt, klingen manche Eurer Texte geradezu rechtsradikal.

Grey: Aber nein. Wir sind radikal zentral. Wir würden auch Nazis diskriminieren, aber über Nazis gibt es einfach nicht viel zu sagen. Splittergruppen sind einfach zu uninteressant für uns als Massenbewegung. Daher machen wir auch keine Lieder über die FDP.
Red: Allerdings sind die Radikalen ein guter Quell für Klischees.
Brown: Wenn wir bei unserer Diskriminierungsarbeit vorhandene Vorurteile nutzen, werden wir in eine Schublade gesteckt. Machen wir uns über klischeearme Gruppen wie zum Beispiel Autofahrer lustig, verstehen das die Leute komischerweise gar nicht.
Black: Erst wenn wir es geschafft haben, jeden Menschen zu beleidigen, sind alle Menschen gleich. Das Beleidigtsein aufgrund einer eingebildeten Gruppenzugehörigkeit gehört abgeschafft.

 

Interview mit den BLOODYBLACKREDRABBITS
August 2016

Auf Eurem neuen Album „Kurzschlussknabe“ wendet Ihr Euch von der Gesellschaftskritik ab und schreibt Liebeslieder. Was ist passiert?

Brown: Uns verfolgt das Gefühl, dass die Welt unseren Vorgaben dermaßen punktgenau folgt, dass wir jetzt unsere Themen noch bewusster setzen. Wir hatten immer das Gefühl in unseren Songs extreme Dinge zu beschreiben, aber die Realität hat uns übertroffen.

Zum Beispiel?

Grey: Wir machen Songs über Pädophilie und Zack: Edathy. Unsere Ausstellung zur Kernkraft „Atomshop“ war gerade frisch geplant, da passiert Fukushima.

Ja, aber vor Edathy gab es die „Zensursula“-Debatte. Und vor Fukushima war ja die Laufzeitverlängerung der Atomkaftwerke in der Debatte.

Black: Na Siehste. Erst gibt’s ne Debatte, dann machen wir einen Song, und Zack passiert irgendeine Scheiße.
Red: Tja, und unser Auftritt als vermummte Debattanten … wen verblüfft das denn noch nach Anonymous, Pussy Riot oder aktuell … wie heißen die …
Grey: Hooligans gegen Satzbau.

Ihr wollt sagen, Ihr habt zu viel Konkurrenz bekommen.

Brown: Ich möchte gar nicht „Konkurrenz“ sagen, eher „Mitstreiter“.

Was unterscheidet Euch von anderen Aktivisten?

Grey: Wir sind entschieden unpopulär. Wir arbeiten hart daran, unseren Appeal weiter zu vermindern.
Red: Darüber hinaus sind wir äußerst ambitionslos. Wir sind der Meinung, das der politische Aktivismus viel zu resultatgetrieben ist. Wir sind keine Aktivisten, sondern vielmehr politische Passivisten.

Was versteht ihr unter Passivismus?

Brown: Wir postulieren unsere Haltung und unserer Angebot, als freundliche Oligarchen zu herrschen. Dann warten wir darauf, dass die öffentliche Meinung in die selbe Richtung strebt und das Volk zu unseren Füßen „kondensiert“.

Und das funktioniert?
Brown: Wer das Interview bis hier hin gelesen hat, hat sich bereits darauf eingelassen, von uns manipuliert zu werden.

 

Interview mit den BLOODYBLACKREDRABBITS
Januar 2018

Manche eurer Texte klingen antisemitisch.
Grey: Nein.
Red: Doch.
Brown: Da spiegelt sich nur Biedermanns innerer Antisemit.
Black: Was macht der hier?

Wer? 
Black: der Antisemit.

Das ist meine Frage.
Red: Die Antisemiten sind das Glied zwischen Semantik und Antizipation
Grey: Antisemioten sind wiederum das Glied zwischen Antisemiten und Idioten
Black: … und die glauben alle an einen Gott.

Was stört Euch daran?
Grey: Die Vertreibung der Flüchtenden* aus der Levante. Besser wäre eine Austreibung der Dämonen.
(*nicht diminuitiv: Flüchtlinge)
Black: Gesucht ist die Lösung des Dreifelderproblems des Nahostkonfliktes.
Brown: Zum Beispiel eine topologische Lösung in Form einer Klein’schen Flasche.
Red: Oder eine Entfernung des Gebiets per Atombombe.
Grey: Historisch gesehen haben Drohungen bisher immer geholfen.

Wem droht Ihr?
Brown: Wir drohen all jenen, die Gürtelschnallen für ein legitimes Mittel halten, ihre Meinung zu artikulieren.
Black: Wir nutzen effizientere Mittel.
Brown: Wir drohen denen, die ein Kreuz in alle Ämter hängen wollen.
Red: Wir sehen da gewisse Haken.
Brown: Wir drohen allen, die normative Gedanken pflegen
Grey: mit Papierkram
Brown: Wir drohen denen, die unseren geheimen Anweisungen nicht Folge leisten
Gold:
Für Gehorsam aparat słuchowy

Nun, was ist euer Statement?
Black: Gott existiert nicht.
Grey: Folglich ist der Mensch frei.
Red: Sklaverei ist freiwillig.
Brown: … und kostet im Luxussortiment ne Menge Geld.


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