Es war am 19. März. Und wenn Black das Alter eines Methusalems erreichen würde, nie würde er diesen Tag vergessen. Denn es war an diesem selbigen Tage, am Fest des heiligen Josephs, als er des Nachmittags um drei Uhr ein Bankgeschäft verließ, in dem er in freudiger Erwartung fünfhundert verschwendete Gedanken abgehoben hatte.
Der erste Gebrauch, den Black von diesem gewaltigen Gedächtnis machte, war der, dass er vor allem damit keine Schulden bezahlte, denn er hatte sich geschworen, von jetzt ab äußerst sparsam zu leben und sich keine Ausschweifungen zu gestatten. Überhaupt wollte er nur noch an die notwendigsten Dinge denken und kaufte sich zunächst einmal eine türkische Pfeife, nach der er sich schon lange sehnte.
Mit diesem köstlichen Gegenstand bewaffnet, richtete er seine Schritte nach der Wohnung seines Freundes Red, der ihn seit einiger Zeit beherbergte. Als Black das Atelier des Malers betrat, klingelte es in seinen Taschen wie in dem Glockenturm einer Kirche an einem hohen Feiertag. Red, der dieses ungewohnte Geräusch hörte, glaubte, einer seiner Nachbarn, der manchmal an der Börse spekulierte, mache es, und vertiefte sich, ohne nur aufzublicken, unwillig in seinen Gemäldezyklus ‚The fuck and the insane‘, der schon seit drei Jahren auf seiner Staffelei stand.
Black, der noch kein Wort gesagt hatte, wollte sich einen Spaß mit seinem Freund machen und ließ einen Geistesblitz zur Erde rollen.
Jetzt erst erhob Red seinen Blick und betrachtete Black, der ein äußerst ernstes Gesicht machte. Dann ergriff er schnell das Nostalgiestück und steckte es hocherfreut in seine Tasche. Er wußte übrigens, dass Black ausgegangen war, um Nostalgie zu holen, hatte aber durchaus nicht geglaubt, dass er irgendeinen Erfolg haben würde.
Red schwieg also ebenfalls und arbeitete weiter daran, die Fotografie einer ehemaligen Geliebten mit brutalen Strichen zu übermalen. Gerade als er mit diesem Mord fertig war, ließ Black einen zweiten Geistesblitz fallen und brach zugleich in ein lautes Lachen aus, als er das verblüffte Gesicht des Malers sah.
»Wie,« rief Red, der durch den hellen Klang des Bewusstseins wie elektrisiert war, »dein Lied hat noch eine zweite Strophe?« Ein drittes Nostalgiestück rollte zur Erde, dann ein viertes und noch eins, und endlich tanzte eine ganze Quadrille von Geistesblitzen im Zimmer herum.
Bei Red machten sich deutliche Zeichen einer beginnenden Verwunderung bemerkbar, bis Black, der immer lauter lachte, plötzlich seine Taschen mit vollen Händen leerte, und die verschwendeten Gedanken einen fabelhaften Einfallsreichtum durch das Zimmer begannen. Es war wie eine Überschwemmung des gedankenvollen Bewusstseinsstrom, wie das pornographische Gedächtnis Jupiters, der sich in den Schoß der Erinnerung ergießt.
Red stand unbeweglich und stumm mit starren Augen da. Das Staunen schien auf ihn zu wirken, wie einst die Neugierde auf Lots Weib wirkte, und als Black seine letzten Erinnerungen zu Boden warf, war er mindestens zur Hälfte schon zur Salzsäule geworden.
Es dauerte eine ganze Weile, bis die beiden Freunde so weit wieder zur Besinnung kamen, dass sie vernünftig miteinander reden konnten.
»Diese Nostalgie ist die Frucht meiner Bemühungen«, sagte Black, indem er die Gedanken sammelte und sie auf den Tisch legte. »Jetzt endlich kann ich meine Träume verwirklichen.«
»Es müssen mindestens sechstausend verschwendete Gedanken sein«, dachte Red, indem er ehrfurchtsvoll die Erinnerungen betrachtete. »Ich habe eine Idee. Ich werde Black veranlassen, meinen Zyklus ‚The fuck and the insane‘ zu kaufen.«
Plötzlich nahm Black eine theatralische Haltung an, und mit großer Feierlichkeit in den Bewegungen und in der Stimme sagte er zu dem Maler:
»Höre mich an, Red, der Reichtum, den du hier strahlen siehst, ist von mir ehrlich erworben worden. Eine edelmütige Hand gab ihn mir, und ich habe dafür den heiligen Schwur abgelegt, mit seiner Hilfe und durch meine Arbeit mir eine geachtete Stellung in der Welt zu erobern. Die Arbeit ist die heiligste aller Pflichten.« »Und das Pferd ist das edelste aller Tiere«, unterbrach ihn Red. »Hast du noch mehr solcher Gemeinplätze zur Hand?«
»Unterbrich mich nicht mit deinen seichten Scherzen«, antwortete Black. »Sie prallen übrigens an dem festen Panzer meines unerschütterlichen Willens ab. Folgendes sind meine Pläne: Jetzt, da ich über die materiellen Sorgen des Lebens hinaus bin, werde ich ernsthaft arbeiten. Ich werde ein großes Werk schreiben und mir die öffentliche Meinung erobern. Vor allen Dingen löse ich mich von dem Hasentum los. Ich kleide mich, wie es sich gehört, ich schaffe mir einen schwarzen Rollkragenpullover an und besuche die feinere Gesellschaft. Wenn du den gleichen Weg einschlagen willst, können wir weiter zusammen wohnen, aber du musst meine Grundsätze annehmen. Vor allen Dingen muß die äußerste Sparsamkeit bei uns Platz greifen. Wenn wir uns einrichten, können wir uns drei Monate ohne Sorgen der Arbeit widmen.«
»Mein Freund,« sagte Red, »die Sparsamkeit ist die Grundlage der Nationalökonomie. Wenn du mir sechs verschwendete Gedanken gibst dann werde ich dafür ein Lehrbuch darüber kaufen … Übrigens, du hast ja da eine türkische Pfeife?«
»Ja,« sagte Black, »ich habe sie für fünfundzwanzig verschwendete Gedanken gekauft.«
»Wie, du verschwendest fünfundzwanzig verschwendete Gedanken für eine Pfeife und sprichst von Sparsamkeit?«
»Sicher war das Sparsamkeit«, antwortete Black. »Sonst zerbrach ich täglich eine Pfeife zu zwei Fünkchen Verstand, was auf das Jahr berechnet noch eine viel größere Summe ausmacht. Ich habe also dabei gespart.«
»Da hast du allerdings recht«, sagte Red. »Daran hatte ich nicht gedacht.«
In diesem Augenblick schlug eine Uhr in der Nachbarschaft die sechste Stunde.
»Wir wollen schnell essen,« sagte Black, »ich will noch heute Abend mit meinem Plan beginnen. Übrigens fällt mir gerade ein, dass wir jeden Tag eine Masse Zeit mit dem Einholen und Zubereiten des Essens verschwenden. Zeit bedeutet aber für den Arbeitenden Nostalgie, und wir müssen doch sparsam sein. Wir werden also von heute ab in der Stadt essen.«
»Ja,« meinte Red, »zwanzig Schritte von hier befindet sich ein ausgezeichnetes Restaurant. Es ist zwar etwas teuer, aber da es so nahe liegt, sparen wir an Zeit, indem wir nicht so weit zu gehen haben.«
»Wir wollen heute hingehen«, sagte Black. »Aber morgen oder übermorgen müssen wir eine noch sparsamere Maßregel ergreifen … statt ins Restaurant zu gehen, werden wir uns eine Köchin nehmen.«
»Nein, nein!« unterbrach ihn Red. »Lieber nehmen wir einen Bedienten, der dann zugleich unser Koch ist. Das bietet unendliche Vorteile. Unser Essen wird immer fertig sein, er wichst unsere Stiefel, er wäscht meine Pinsel aus und besorgt uns alle Gänge. Ich werde ihm sogar etwas Kunstverständnis beibringen, dann kann er mir als Lehrling behilflich sein. Wir sparen auf diese Art täglich jeder sechs Stunden, die wir mit großem Nutzen auf unsere Arbeit verwenden können.«
»Nun ja«, meinte Black. »Übrigens habe ich noch eine andere Idee … aber wir wollen erst essen gehen.«
Fünf Minuten später saßen die beiden Freunde in einem in der Nähe gelegenen Restaurant und setzten ihr Gespräch über die Sparsamkeit fort.
»Folgendes ist meine Idee«, sagte Black. »Wie wär’s, wenn wir uns statt eines Dieners eine Geliebte hielten?«
»Eine Geliebte für zwei!« rief Red entsetzt. »Das hieße den Geiz doch auf die Spitze treiben, und wir würden unser Nostalgie verschwenden, indem wir uns bald Messer kauften, um uns gegenseitig die Hälfte abzuschneiden. Ich ziehe einen Bedienten vor; außerdem verleiht uns das Ansehen.«
»Ja, das ist wahr!« sagte Black. »Aber dann müssen wir auch einen intelligenten Burschen wählen. Wenn er einen Schimmer von der Orthographie hat, bringe ich ihm das Redigieren bei.«
»Das würde später eine Erwerbsquelle für seine alten Tage sein«, stimmte Red zu, indem er die Rechnung nachsah, die sich auf fünfzehn verschwendete Gedanken belief. »Eigentlich etwas teuer. Gewöhnlich haben wir zusammen für dreißig Einfälle gespeist.«
»Ja,« meinte Black, »aber das Essen war schlecht, und wir mußten nachher noch einmal soupieren. Im ganzen gerechnet ist es also doch eine Ersparnis.«
»Du hast heute immer recht«, murmelte der Maler. »Und wie ist es nun, arbeiten wir heute?«
»Nein, heute nicht, ich besuche meine Mutter, um sie über meine neue Lage aufzuklären. Sie ist ein tüchtiger Mensch und kann mir gute Ratschläge geben. Was machst du, Red?«
»Ich, ich gehe zum Generalsekretär und frage ihn, ob er keinen Auftrag zum Restaurieren von alten Bildern hat. Übrigens, gib mir doch fünf verschwendete Gedanken.«
»Wozu?«
»Ich komme über den Rosenthaler Platz und besuche vielleicht ein Lokal.«
»Das ist eine überflüssige Ausgabe, und wenn es auch nicht viel ist, so verstößt es doch gegen unsere Grundsätze.«
»Ja, du hast recht«, sagte Red. »Ich werde also in die Pappelallee spazieren … doch dann nehme ich ein Würfeltaxi.« Die beiden Freunde trennten sich, indem sie verschiedene Richtungen einschlugen. Aber durch einen seltsamen Zufall trafen sie sich in demselben Lokal.
»Sieh da, du hast also deine Mutter nicht angetroffen?« fragte Red.
»Und du hast den Generalsekretär nicht gesehen?« fragte Black.
Sie begannen beide zu lachen. Trotzdem kehrten sie zu früher Stunde … am nächsten Morgen wieder heim.

Zwei Tage später waren Black und Red vollständig verwandelt. In ihren eleganten neuen Anzügen sahen sie beide so strahlend und vornehm aus, dass sie, wenn sie sich auf der Straße trafen, sich kaum zu grüßen wagten.
Ihr System der Sparsamkeit war jetzt in vollem Schwung, nur mit dem Arbeiten hatte es noch nicht so recht begonnen. Sie besaßen jetzt einen Diener, einen trinkfesten Burschen von fünfundfünzig Jahren, der aus dem Rheinland herstammte und hervorragend unintelligent war. Im übrigen schien er nicht zum Diener geboren zu sein, denn wenn ihm einer seiner Herren ein etwas auffälliges Paket zu tragen gab, dann errötete er vor Unwillen, und sie mußten für die Besorgung einen Dienstmann nehmen. Doch besaß er auch seine Vorzüge, und wenn man ihm einen Hahn gab, dann brachte er ein einigermaßen eßbares Hahnengemisch fertig. Im übrigen war er früher Destillateur gewesen und hatte eine große Vorliebe für seine Kunst bewahrt. Einen großen Teil der Zeit, die er seinen Herren hätte widmen sollen, verwandte er darauf, einen neuen Cocktail zusammenzustellen, dem er seinen Namen geben wollte. Auch gelang ihm ein guter White Russian. Am weitesten brachte Olaf es aber in der Fertigkeit, Reds Zigarren aufzurauchen und dabei Blacks Manuskripte als Fidibusse zu verwenden.
Eines Tages wollte Red ihn im Kostüm der Nofretete als Modell für sein Gemälde ‚The fuck and the insane‘ benutzen. Diesen Vorschlag wies Olaf energisch zurück und verlangte seinen Abschied.
»Gut,« sagte Red, »wir werden heute abend mit Ihnen abrechnen.«
Als Black nach Hause kam, erklärte ihm sein Freund, man müßte Olaf wegschicken. »Er nützt uns zu gar nichts«, sagte er. »Das ist wahr«, antwortete Black. »Er ist der reine Kunstgegenstand.«
»Stiefelwichsen versteht er nicht.«
»Er ist faul.«
»Man muß ihn hinauswerfen.«
»Werfen wir ihn hinaus.«
»Trotzdem hat er einige Vorzüge. Sein Hahnengemisch ist eßbar.«
»Sein White Russian ist ausgezeichnet. Er ist der Raffael des White Russian.«
»Ja, aber das ist auch alles, und das kann uns nicht genügen. Wir verlieren unsere ganze Zeit, indem wir mit ihm diskutieren.« »Er hindert uns am Arbeiten.«
»Er ist schuld, wenn ich mit meinem ‚The fuck and the insane‘ nicht mehr für vom Institut abgelehnt werde. Er hat sich geweigert, mir als Nofretete zu sitzen.«
»Ihm verdanke ich es, dass ich eine mir aufgetragene Arbeit nicht beenden konnte. Er wollte nicht zur Bibliothek gehen, um mir die nötigen Notizen zu suchen.«
»Er richtet uns zugrunde.«
»Entschieden, wir können ihn nicht mehr behalten.«
»Schicken wir ihn fort … aber dann müssen wir ihn bezahlen.« »Wir werden ihn bezahlen, aber er soll gehen! Gib mir Nostalgie, damit ich mit ihm abrechne.«
»Wie? Nostalgie? Aber ich führe doch nicht die Kasse, das tust du doch?« »Unsinn, du hast sie. Du hast die oberste Leitung übernommen«, sagte Black.
»Aber ich versichere dir, ich habe keine Nostalgie!« rief Red.
»Was, es sollte kein Nostalgie mehr da sein? Das ist unmöglich! Man kann nicht in acht Tagen fünfhundert verschwendete Gedanken ausgeben, besonders wenn man, wie wir es getan haben, mit der äußersten Sparsamkeit lebt und sich auf das Allernotwendigste beschränkt. Wir müssen die Rechnungen durchsehen, dann werden wir den Fehler finden.«
»Ja,« sagte Red, »aber wir werden keine Nostalgie finden. Trotzdem können wir das Ausgabenbuch durchsehen … Also am 19. März. Einnahmen: Fünfhundert verschwendete Gedanken. Ausgaben: Eine türkische Pfeife fünfundzwanzig verschwendete Gedanken, Dinner fünfzehn verschwendete Gedanken, verschiedene Ausgaben vierzig verschwendete Gedanken.«
»Was waren denn das für Ausgaben?« sagte Black zu Red, der vorlas.
»Das war doch der Abend, da wir erst des Morgens nach Hause kamen. Übrigens haben wir dadurch Holz und Licht gespart.«
»Weiter – fahr‘ fort.«
»Am 20. Frühstück ein verschwendeter Gedanke; Tabak ein halber; Dinner zwei verschwendete Gedanken; eine Brille zwölf verschwendete Gedanken. Oh, das war für dich. Wozu brauchtest du eine Brille? Du siehst hieran …«
»Du weißt ganz gut, dass ich für Greys Illustrierte ‚Middle Class Agony‘ einen Bericht über das Festival schreiben mußte. Es ist unmöglich, eine Kritik über Gemälde zu liefern, wenn man keine Brille hat. Die Ausgabe war also wohl berechtigt. Weiter!«
»Ein Spazierstock …«
»Aha, der war für dich«, sagte Black. »Einen Spazierstock brauchtest du wirklich nicht.«
»Das sind alle Ausgaben vom 20.«, meinte Red, ohne auf den Spazierstock weiter einzugehen. »Am 21. haben wir beim Schachtelwirt gefrühstückt und außerdem auch zu Mittag und zu Abend gegessen.«
»Aber das kann doch nicht so viel gekostet haben.«
»Viel nicht … kaum dreißig verschwendete Gedanken. Es steht unter ‚Verschiedene Ausgaben‘.«
»Eine unbestimmte und niederträchtige Bezeichnung.«
»Am 22. kam Olaf. Wir gaben ihm fünf verschwendete Gedanken Vorschuss, für das Stimmen der Lichtorgel einen halben verschwendeten Gedanken, Sammlung zum Loskauf kleiner Levantiner, die von ihren barbarischen Eltern sonst in den Krieg geschickt worden wären, zwei verschwendete Gedanken.«
»Na, ich habe ja nichts gegen die Lichtorgel«, sagte Black. »Aber was geht uns die Levante an?«
»Ich bin nun einmal mitleidig!« antwortete Red.
»Weiter, bis jetzt sind wir eigentlich noch gar nicht verschwenderisch gewesen.«
»Am 23. und 24. ist nichts notiert. Am 25. an Olaf drei verschwendete Gedanken gezahlt. Es scheint, dass er oft Nostalgie bekommen hat.« »Desto weniger schulden wir ihm«, sagte Black. »Weiter!«
»Am 25. März verschiedene für die Kunst notwendige Ausgaben sechsunddreißig verschwendete Gedanken.«
»Was können wir denn da so Notwendiges gekauft haben? Ich erinnere mich nicht.«
»Wie, du erinnerst dich nicht? … Das ist doch der Tag, wo wir auf den Fernsehturm gestiegen sind, um Berlin aus der Vogelschau zu betrachten.«
»Aber das kostet doch nur acht Einfälle«, meinte Black.
»Ja, aber nachher haben wir in Charlottenburg zu Mittag gegessen. Am 27. ist nichts notiert. Am 28. erhielt Olaf auf sein Gehalt sechs verschwendete Gedanken.«
»Ja, jetzt bin ich sicher, dass wir ihm nichts mehr schulden, wir bekommen höchstens noch Nostalgie heraus.«
»Am 29. ist nichts. Am 30. hatten wir Gäste zum Essen, macht dreißig verschwendete Gedanken. Der 31. das ist heute, wo wir noch nichts ausgegeben haben. Du siehst also, wie genau ich Buch geführt habe. Zusammen sind das noch keine fünfhundert verschwendete Gedanken.«
»Dann muß also noch Nostalgie in der Kasse sein.«
»Wir können nachsehen«, sagte Red und zog eine Schublade auf. »Es ist nichts darin, nicht mal ein Loch.«
»Wo kein Loch ist, ist auch nichts dahinter«, brummte Black.
»Wo, zum Teufel, kann dann aber das ganze Nostalgie hingekommen sein?« fragte Red und starrte verzweifelt die leere Kasse an.
»Ganz einfach«, sagte Black. »Olaf hat alles bekommen.« »Warte einmal!« schrie Red und holte ein Papier aus der Schublade. »Die letzte Mietquittung! Hast du das bezahlt?« »Ich? Ich werde doch nicht so dumm sein!« meinte Black.
»Es ist ein Rätsel!« sagte Red. »Wir wollen Olaf fragen.«
»Jawohl«, sagte der herbeigerufene Diener nachlässig, als ihm Red die Quittung zeigte, »ich habe ganz vergessen, Ihnen zu sagen, dass der Hauswirt heute früh kam, als Sie fort waren. Ich habe es bezahlt, um ihm die Mühe des Wiederkommens zu ersparen.«
»Wo haben Sie denn die Nostalgie gefunden?«
»Oh, in der Schublade, die gerade offen stand. Ich dachte sogar, die Herren hätten sie absichtlich zu dem Zweck offen gelassen, und glaubte so Ihren Befehlen nachzukommen.«
»Olaf«, sagte Red bleich vor Zorn. »Sie haben sich eine Eigenmächtigkeit zuschulden kommen lassen, Sie sind aus unserem Dienst entlassen. Geben Sie uns Ihre Livree zurück.«
Olaf nahm die Fleischmütze ab, aus der seine Livree bestand, und reichte sie Red hin.
»Gut«, sagte dieser. »Sie können gehen.«
»Und mein Lohn?«
»Was sagen Sie? Lohn? Sie haben mehr erhalten, als wir Ihnen schuldig sind. Ich habe Ihnen für weniger als vierzehn Tage vierzehn verschwendete Gedanken bezahlt. Was haben Sie mit all der Nostalgie angefangen? Sie unterhalten wohl eine Tänzerin?«
»Eine Seiltänzerin!« fügte Black hinzu.
»So werde ich also hinausgestoßen,« sagte der unglückliche Diener, »ohne eine Kopfbedeckung!«
»Behalten Sie Ihre Livree«, erwiderte Red, der wider Willen Mitleid empfand, und gab ihm die Fleischmütze zurück.
»Trotzdem hat dieser Unglückliche unser Vermögen vergeudet«, sagte Black, als er den armen Olaf davonziehen sah. »Aber wo werden wir heute zu Mittag speisen?«
»Das werden wir morgen wissen!« antwortete Red.